Osterempfang 2014 zum 25-jährigen Jubiläum der August-Hermann-Francke-Schulen in Lippe
Pressemeldung der August-Hermann-Francke-Schulen in Lippe
(Bonn, 16.04.2014) „So wie die christliche Schulbewegung August Hermann Franckes im 18. Jahrhundert langfristig das staatliche Schulsystem mit Realschule und dualer Ausbildung bereichert hat, will unsere Verfassung auch heute, dass Privatschulen experimentieren und Vorreiterfunktion übernehmen, um Erfolgreiches dann der ganzen Gesellschaft zu Gute kommen zu lassen.“ Dies betonte der Soziologe und Theologe Thomas Schirrmacher beim Osterempfang in Detmold. Das gute Verhältnis der August-Hermann-Francke-Schulen in Lippe zu den staatlichen Behörden belege, dass Staat und christliche Privatschule sich bis heute sinnvoll ergänzen und gegenseitig befruchten können.
Zum vierten Mal in Folge lud der Schulträger Vertreter aus Kirche, Politik, Verwaltung und Wirtschaft zum Osterempfang ein, diesmal aus dem besonderen Anlass des 25-jährigen Jubiläums der August-Hermann-Francke-Schulen in Lippe. Der Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche, Pastor Dietmar Arends, lobte in seiner kurzen Rede die „besonderen Akzente der Schule durch das christliche Profil“ und betonte, dass die Kirche seit der Reformation auf mündige Christen setze, die in der Bildung nicht nur auf das Wissen konzentrierten, sondern auch das soziale Miteinander förderten. Zum Jubiläum gratulierten auch Alfred Losing, Leiter der Freikirchlichen Baptistengemeinde in Lage als Vertreter der evangelischen Freikirchen und Berthold Maier, Generalsekretär des VEBS (Verband evangelischer Bekenntnisschulen). Als Vertreter der Regierungspräsidentin der Bezirksregierung und damit der zuständigen Schulaufsicht unterstrich Rüdiger Most als Vertreter der Bezirksregierung Detmold die „immer wichtiger werdende Rolle“ christlicher Bekenntnisschulen und von Privatschulen überhaupt. Die Erziehung nach christlichen Maßstäben nehme einen festen Platz in Nordrhein-Westfalen ein und sei sehr bereichernd.
Als Gastredner referierte der Soziologe und Theologe Prof. Dr. Dr. Thomas Schirrmacher. Schirrmacher ist weltweit als Botschafter für Menschenrechte und Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit in Sachen Menschenrechte unterwegs und vertritt als Vorsitzender der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz etwa 600 Mio. evangelische Christen in ökumenischen Gesprächen. In seinem Vortrag „Kompliment zu 25 Jahren Komplementarität: Vom Wert christlicher Erziehung für eine demokratische Gesellschaft“ beschrieb er das Spannungsfeld des christlichen Erziehungsauftrags. Der christliche Glaube sehe den Menschen am „positivsten und am negativsten zugleich“. Positiv durch den Wert und die Menschenwürde, die Gott jedem Menschen zuschreibe, als „Ebenbild seiner selbst“, aber auf der anderen Seite auch negativ als Menschen, die aufgrund der Sünde nicht mehr ihrer ursprünglichen Bestimmung entsprechend lebten und deswegen Erziehung vom Bösen weg bräuchten, was angemessene Grenzsetzung ebenso einschließe, wie Hilfe zum Einordnen und gnädige Seelsorge. „Den Menschen, der für alle ein Segen ist, gibt es nicht. Bildung und Erziehung hat auch immer mit dem Hang des Menschen zu Korruption zu tun. Aber eine christliche Erziehung lebt von Komplementarität. Wir brauchen Kompetenz und Flexibilität nebeneinander, die Fähigkeit zu begrenzen und auf jeden Einzelnen einzugehen, die Fähigkeit zu garantieren, dass jeder mitkommt, und Potenzial herauszukitzeln.“ Christliche Schule baue auf einer durchgängigen Komplementarität auf: „Gesetz und Gnade, Ermutigung und Begrenzung, Selbständigkeit und Führung gehören zusammen. Wer nur die ‚positive‘ Seite als Programm der Erziehung sieht, wird auch in der Schule irgendwann brutal vom Bösen überrollt, wer nur die ‚negative‘ Seite sieht, erklärt Erziehung und auch Strafe zum Selbstzweck und verliert das Ziel aus den Augen.“
Christen seien weder automatisch konservativ, noch automatisch progressiv, sondern wollten eben Schule ‚auf biblischer Basis‘. „Sie wollen nicht den Zeitgeist von heute mit dem Zeitgeist von gestern besiegen.“ Mit der Aufforderung des Paulus im Römerbrief Kapitel 12 „… passt euch nicht dem Schema dieser Welt an, sondern werdet verändert durch die Erneuerung eures Denkens, damit ihr prüfen könnt, was der Wille Gottes ist: das Gute, das Wohlgefällige und das Vollkommene“, wissen sie, das eine Auseinandersetzung mit falschen Prägungen der Gesellschaft oder Schemata dieser Welt wichtig sei. Nicht das „auf früher berufen“, sondern die ständige Veränderung und Erneuerung des Denkens sei uns von Paulus aufgetragen. „Ein guter Schüler hat gelernt, immer wieder neu zu durchdenken und zu hinterfragen.“
Mit einer Filmdokumentation über das Schulfest vor zwei Wochen und der Präsentation von ausgewählten Schulprojekten der August-Hermann-Francke-Schulen wurde deutlich, wie sich christliche Schule in Erziehung und Bildung für die ganze Gesellschaft engagieren kann. Zunächst wurde die Südafrika-Patenschaft der Grundschule Detmold vorgestellt, dann die Schülerfirma der Hauptschule und schließlich „Das Gras unter unseren Füßen“, ein Theaterstück des Gymnasiums über die Geschichte der Russlanddeutschen, das 2013 so großen Anklang fand, das es sogar in der Düsseldorfer Staatskanzlei aufgeführt wurde. Den musikalischen Rahmen für den Empfang bildeten Beiträge von Schülern und Lehrern des August-Hermann-Francke-Gymnasiums, die von Klassikern wie Haydn und Schubert bis hin zur einer modernen Vertonung des Psalms 23 reichten. Am Buffet konnte anschließend über den Vortrag und die präsentierten Schulprojekte weiter gesprochen werden.
Links:
- Meldung auf der Webseite der Schule
- Online-Magazin „Der Detmolder“
- Nachrichtenportal Lippe-News
Downloads:
- Foto1: Pastor Dietmar Arends, Superintendent der Lippischen Kirche
- Foto2: Rüdiger Most für die Bezirksregierung Detmold
- Foto3: Thomas Schirrmacher dankt Rüdiger Most als Vertreter der Bezirksregierung
- Foto4: Thomas Schirrmacher dankt dem Bürgermeister von Detmold, Rainer Heller
- Foto5: Thomas Schirrmacher während seines Vortrages
- Bonner Querschnitte 10/2014 Ausgabe 296
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