Am 20.9.2010 verstarb mein verehrter Lehrer der Soziologie und Politologie Prof. Dr. Manfred Funke im Alter von 71 Jahren. Zusammen mit dem Religionswissenschaftler Prof. Dr. Karl Hoheisel betreute er meine Dissertation ‚Hitlers’ Kriegsreligion’ (sein Gutachten siehe hier). Er war außerplanmäßiger Professor für Politische Wissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. 35 Jahre lang lehrte und forschte er am Seminar für Politische Wissenschaft und Soziologie, bis er im Jahre 2004 in den Ruhestand ging. Ich war sein letzter Doktorand.

Noch letztes Jahr erschien die Festschrift zu seinen Ehren eine von Karl Dietrich Bracher u. a. herausgegebene Festschrift unter dem Titel ‚Politik, Geschichte und Kultur: Wissenschaft in Verantwortung für die res publica’ erschienen (dort S. 407–425 seine Bibliografie, seine Bücher siehe hier). Sein Vermächtnis war sein Vortrag ‚Totalitarismus, Extremismus, Radikalismus’ bei der Konrad-Adenauer-Stiftung aus dem Jahr 2008.

Er prägte mich sowohl als einer der bedeutendsten Hitlerforscher (vor allem durch sein ‚Starker oder schwacher Diktator?’, 1989) als auch in der soziologischen Untersuchung des Extremismus in jeder Form, auch des Rechtsxetremismus und Rassismus, dem er als Konservativer scharf entgegentrat (z. B. ‚Rechtsextremismus in Deutschland’, 1994 und als Herausgeber: ‚Extremismus im demokratischen Rechtsstaat’, 1987 und ‚’Terrorismus’, 1978). Als eindeutiger Verfechter der Demokratie scheute er sich doch nicht, der deutschen Demokratie (z. B. ‚ Demokratie und Diktatur’, 1987) auch die Leviten zu lesen, etwa in ‚Parteien in der Kritik’ (1993). All’ das habe ich von ihm übernommen und nicht nur meine Dissertation, sondern auch meine Bücher ‚Rassismus’ und ‚Fundamentalismus’ sind tief von ihm geprägt.

Der Rheinische Merkur schreibt in seinem Tagebuch treffend:

RM-Lesern ist er als exzellenter Kenner des 20. Jahrhunderts bekannt, der Geschichte mit Geschichten zu verbinden wusste. In der Fachwelt machte er mit Büchern über die NS-Zeit und aktuellen Extremismus auf sich aufmerksam. Der Bonner Politikwissenschaftler Manfred Funke schrieb regelmäßig für das Politische Buch und die Geschichtsseite, zuletzt über die Genese von Hitlers Antisemitismus. Anfang dieser Woche ist er im Alter von 71 Jahren verstorben. Wir werden seine feine Feder vermissen. (zur Quelle)

Ich freue mich, dass meine Frau dem Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie der Bonner Universität, an dem Funke wirkte, im Rahmen der Vorlesung „ Neuere politikwissenschaftliche Debatten um das Verhältnis von Politik und Religion“ verbunden bleibt (siehe hier und hier).

 

10 Comments

  1. wissender says:

    Die 2009 erschienene Festschrift zu Funkes Ehren wurde nicht nur von Bracher herausgegeben (vielmehr am allerwenigsten von ihm), sondern auch von H.-A. Jacobsen, V. Kronenberg und O. Spatz. Dazu wurden hier Teile des ersten Absatzes aus Wikipedia abgeschrieben.
    Abgesehen von alledem: Wie kann man sich dermaßen in die Höhe heben, wie der Verfasser es hier tut?

  2. Wolfgang Vatter says:

    Lieber Thomas Schirrmacher,

    Der angegebene Link zu Prof. Funkes Vortrag über Totalitarismus, Extremismus und Radikalismus von 2008 funktioniert leider nicht! Könnte das behoben werde?

    Grüße
    Wolfgang Vatter

  3. wissender says:

    Dem Autoren unliebsame Anmerkungen werden hier umgehend gelöscht. Daraus spricht ein bemerkenswertes Verständnis von freier Meinungsäußerung – und das nach dem Studium bei diesem hochrespektierten Lehrer.
    Nochmals:
    – Die Festschrift wurde nicht nur von Bracher, sondern auch von H.-A. Jacobsen, V. Kronenberg und O. Spatz herausgegeben.
    – Teile des ersten Absatzes wurden von Wikipedia abgeschrieben.
    – Es fällt auf, wie sehr sich der Verfasser dieses Blog-Text selbst erhebt.

    • Thomas says:

      1. Ich habe doch gar nichts gelöscht? Und umgehend? Das müßte ja kürzlich gewesen sein?
      2. Wenn es vier bzw. mehr als drei Autoren oder Herausgeber gibt, wird allgemein nur noch der erste (mit “u. a.”) oder sogar gar keiner mehr angegeben (so etwa die UB Bonn). Ob der Genannte dann viel oder wenig getan hat, kann ich ja nicht wissen, oder?
      3. Mein Blog ist ja kein wissenschaftlicher Aufsatz und natürlich habe ich Formulierungen eines Wikipediabeitrages für meinen Nachruf übernommen, an dem ich selbst mitgeschrieben habe. Was ist da falsch dran?
      4. Es tut mir leid, wenn Sie das Empfinden haben, ich würde mich selbst herausheben. Eigentlich ist es ja das Gegenteil, wenn man darauf verweist, wem man etwas verdankt. Ich habe nochmal nachgelesen: Über mich selbst sage ich: “Er prägte mich …” und “All’ das habe ich von ihm übernommen und nicht nur meine Dissertation, sondern auch meine Bücher ‚Rassismus’ und ‚Fundamentalismus’ sind tief von ihm geprägt.” Was ist daran falsch oder ehrenrührig?

  4. R. Nolte says:

    @wissender: ich sehe in dem Artikel nichts von “sich selbst erheben”.

    Ich vermute, Sie haben vielleicht einen Satz falsch verstanden. “Er praegte mich als bedeutender Hitlerforscher”; mit dem “bedeutender Hitlerforscher” ist Professor Funke gemeint, dem Th. Schirrmacher hier die Ehre erweist.

    Das andere: Anmerkungen werden vermutlich nicht geloescht, sondern es kann eine Zeit dauern, bis sie freigeschaltet werden.

  5. harald says:

    @ Dr. Schirrmacher: Ich habe das Gutachten von Dr. Funke gelesen und bin sehr beindruckt von dem was darin über ihre Kenntnisse und Fähigkeiten geschrieben steht. Ihre Arbeit einmal zu lesen wäre mir eine Freude. Bitte ärgern sie sich nicht über Neider und Menschen die nichts besseres zu tun haben als auf fremden Blogs mit ihrem kleinkarrierten Denken zu spammen.

    • Thomas says:

      Danke. Die übelsten Sachen habe ich dann gar nicht mehr eingestellt. Schade, dass die großartigen Möglichkeiten des Bloggens inzwischen so viel Übles hervorbringt und Menschen gegeneinander aufbringt.

  6. […] verstorbenen Bonner Vertreter der Politologie und Soziologie Manfred Funke (siehe meinen Nachruf hier) ermöglichte mir Hoheisel mein ungewöhnliches Thema „Hitlers Kriegsreligion“ und damit eine […]

  7. […] Mein Nachruf für Prof. Hoheisel siehe hier. Mein Nachruf für Prof. Funke siehe hier. […]

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