Haltet die Produktwerbung aus den Schulen heraus!
Susanne Gaschke hat ein ausgezeichnetes Buch gegen den Konsumwerbeterror geschrieben, der auf Kinder zielt: Susanne Gaschke. Die verkaufte Kindheit: Wie Kinderwünsche vermarktet werden und was Eltern dagegen tun können. München: Pantheon, 2011; Sonderausgabe: Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, 2011. 274 S.
Sie plädiert dafür, Kinder Kinder sein zu lassen und nicht immer frühere in unsere Welt zu pressen, etwa weil Erwachsene keine Zeit haben oder die Kinder von der Werbewelt mehr bestimmt werden, als von der Familie. Denn „Kindheit bedeutet heute etwas völlig anderes als vor 30 Jahren. Aber Kind-Sein nicht“ (51-56). „Kinder sind so lange Kinder, wie wir sie lassen – sie haben keinen erkennbaren Vorteil davon, immer früher erwachsen zu werden …“ (251).
Der Markenterror zielt auf eine Gleichmacherei per Portemonaie zur Bereicherung einiger weniger Firmen mit hohem Werbeetat. Früher war man cool, wenn man anders war. „Heute heißt Coolsein, absolut genau so zu sein wie alle anderen.“ (250).
Wichtig ist auch Gaschkes Warnung davor, dass Werbung mehr und mehr in die Schulen drängt und der Geldmangel der Schulen oft Tor und Tür für Sponsoring öffnet, auf das Eltern zudem keinen Einfluss haben („Wie die Werber die Schulen belagern“, S. 141-145). Wir brauchen wirklich „Die Schule als werbefreie Zone“ (74–80).
Die beste Aussage des Buches lautet aber: „Wer liest, ist für den Konsumkapitalismus ein Totalausfall“ (221–224). Dazu gehört auch, dass Vorlesen wichtig ist, um Leser zu erziehen (221).
Gaschke rückt deswegen dem Fernsehen als Erziehungsinstrument zu Leibe: „Die meisten quengelrelevanten Werbebotschaften bringt, in Gestalt von Serien und Spots, das Fernsehen ins Haus. Allein das ist ein guter Grund, den Fernsehkonsum von Kindern zu begrenzen.“ (252) „Kinder brauchen Fernsehen für gar nichts. Es gibt keine Studien, die belegen, dass Kinder, die ohne Fernsehen aufwachsen, geistig, körperlich und seelisch schlechter entwickelt sind als ihre Altersgenossen. … Diejenigen, die ihre Kinder immer länger Fernsehen lassen (und darüber gibt es Studien!), sind die, die am wenigsten wissen und in unserer Gesellschaft am hilflosesten sind.“ (253) Die Lösung und Forderung ist einfach: „Abschalten!“ (252–254). Nur müssen dann die Eltern oder Freunde wieder mehr ran.
Vielmehr gilt: „Die Gründe dafür, dass Kinder fernsehen, haben alle mit Erwachsenen zu tun …“ (253) Erwachsene wollen ihr Leben leben und finden mancherlei moralische Rechtfertigungen, ihre Kinder von Medien oder anderen aufziehen zu lassen.
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